AML: MRD-Status vor der Transplantation – klinisch relevant oder nicht?
Dr. rer. nat. Doris MauggDer Status der minimalen Resterkrankung (MRD) kann als Prädiktor für das Therapieansprechen bei Patient:innen mit akuter myeloider Leukämie (AML) herangezogen werden. Er sollte jedoch im Kontext des Therapiesettings betrachtet werden, um seine Aussagekraft zu verstehen, erklärte die Transplantationsmedizinerin PD Dr. Gesine Bug vom Universitätsklinikum Frankfurt.
Transplantation ist wichtiger Therapiebestandteil bei bestehender MRD
Für Patient:innen, bei denen nach der Induktionsphase noch eine MRD nachweisbar ist (MRD-positiv), stellt die allogene Blutstammzelltransplantation (alloHSZT) eine wirksame Therapie dar und kann das Outcome für diese Patient:innen verbessern, erklärte Dr. Bug. MRD-negative Patient:innen hingegen profitieren nicht zusätzlich von einer alloHSZT. Die Rate der Leukämiefreiheit nach Transplantation liege für beide Patientengruppen bei etwa 50%, sagte Bug. Hier gebe es noch Optimierungsbedarf.
Therapieergebnisse sind häufig unabhängig vom MRD-Status
Verschiedene Studien untersuchten bei AML initiale und klinisch-relevante Mutationen und ihren Einfluss auf das Transplantationsergebnis. Dabei beeinflussten die vor Transplantation bestehenden Mutationen der Gene TP53, IDH1 und IDH2 das Therapieergebnis nicht, bei IDH2-Mutation spielten weitere initiale Ko-Mutationen eine Rolle (1). Bei FLT3-mutierter AML würden jedoch nahezu alle Patient:innen nach Transplantation einen Rückfall erleiden, erklärte Dr. Bug. Auch bei einem Vergleich verschiedener Therapieregime bzw. Therapie-Intensitäten beeinflusste der MRD-Status die Therapieergebnisse nicht signifikant, wie die FIGARO-Phase-III-Studie mit 244 Patient:innen gezeigt habe, sagte Dr. Bug. Des weiteren wirkte sich der MRD-Status vor der Transplantation bei Hochrisiko-Patient:innen, die nach Versagen der Erstlinie direkt transplantiert wurden, nicht auf das Rezidivrisiko nach Transplantation aus (2).
Fazit: Begrenzte klinische Relevanz der MRD
Der MRD-Status habe keinen direkten Einfluss auf das Leukämiefreie Überleben, so Dr. Bug. Eine MRD-Negativität vor Transplantation sei zwar günstig, habe aber wenig Einfluss auf die Therapiestrategie. Die genetischen Merkmale zur Baseline bei Diagnose seien für die Prognose entscheidender, was auch die Risikostratifizierung nach Murdock et al. (3) gezeigt habe. Aufgrund der Heterogenität und fehlender Standardisierung bleibe die klinische Relevanz des MRD-Status bisher begrenzt.
Quelle:„Is Detection of Measurable Disease Prior to Allogeneic HCT of Clinical Relevance?”, Internationales Symposium Acute Leukemias (ISAL) XIX 2025, München, 18.03. 2025.
Literatur:
(1) Gui G et al. Bone Marrow Transplant 2025; 60,154-160. doi: https://doi.org/10.1038/s41409-024-02447-4
(2) Bug G et al. Bone Marrow Transplant 2024; 59,1394–1401. doi: 10.1038/s41409-024-02331-1
(3) Murdock HM et al. Blood 2022; 16;139(24):3546–3557. doi: 10.1182/blood.2021014520