HPV-Screening im Alter: sinnvoll selektieren
Gabi Fischer von WeikersthalTrotz rückläufiger Inzidenz bleibt das Zervixkarzinom bei älteren Frauen ein relevantes Thema – nicht zuletzt wegen häufiger Spätdiagnosen. Internationale Empfehlungen sehen ein Screening-Ende ab 65 Jahren vor, sofern ausreichend unauffällige Befunde vorliegen. Doch altersbedingte Veränderungen und individuelle Risikofaktoren können die Aussagekraft der Diagnostik einschränken und sprechen für eine differenzierte Betrachtung.
Zervixkarzinom bei älteren Frauen: Spätdiagnosen häufig
Internationale Leitlinien empfehlen, das Zervixkarzinom-Screening bei Frauen ab 65 Jahren zu beenden, sofern eine ausreichend negative Screening-Vorgeschichte vorliegt. Angesichts des demografischen Wandels und einer wachsenden älteren Bevölkerung steigt jedoch der Bedarf an individueller Risikobewertung in dieser Altersgruppe. Die Inzidenz neu akquirierter HPV-Infektionen ist bei postmenopausalen Frauen gering, allerdings fehlen belastbare Daten zur Persistenz und möglichen onkogenen Transformation nach langer Latenzphase. Postmenopausale Veränderungen – wie Atrophie des Epithels, Verlagerung der Transformationszone sowie Beschwerden bei der Spekulum-Einführung – können die Qualität der Probenentnahme und die Aussagekraft diagnostischer Verfahren beeinträchtigen (1). Gleichzeitig zeigen Daten aus Kalifornien, dass 71% der Patientinnen ≥ 65 Jahre zum Diagnosezeitpunkt ein fortgeschrittenes Tumorstadium aufwiesen, verglichen mit 48% bei jüngeren Frauen. Das relative 5-Jahres-Überleben lag bei älteren Patientinnen 10–20% niedriger (2).
HPV-Screening im Alter: Individuelle Risikobewertung entscheidend
Für vulnerable Gruppen – z.B. unzureichend gescreente Frauen – kann ein Screening über 65 hinaus sinnvoll sein. Als „ausreichend gescreent“ gelten 2 negative HPV-Co-Tests oder 3 negative Zytologien in 10 Jahren, davon eine innerhalb der letzten 5 Jahre. Für die endozervikale Evaluation wird in bestimmten Fällen die Kürettage (ECC) empfohlen, obwohl randomisierte Studien zeigen, dass eine Cytobrush vergleichbare Sensitivität bietet. HPV-basierte Teststrategien im höheren Alter könnten unnötige Eingriffe vermeiden, bergen jedoch auch das Risiko der Überdiagnostik. Die meisten Hochrisiko-Infektionen entstehen vor dem 50. Lebensjahr; neue Infektionen im Alter führen selten zur malignen Progression. „Das Diagnosealter stieg um 0,2 Jahre pro Kalenderjahr, mit einem durchschnittlichen Diagnosealter von 43,7 Jahren im Jahr 1986 versus 49,5 Jahren im Jahr 2016 (p <0,01)“, erkläre Prof. Kristina Elfgren, Stockholm, auf einem EUROGIN-Symposium in Porto. Der Anteil der Patientinnen mit Zervixkarzinom im Alter über 65 Jahren veränderte sich im Zeitverlauf nicht signifikant (17,2% im Jahr 1986 vs. 14,8% im Jahr 2016, p = 0,39).
Quelle:Symposium „HPV in older women: Epidemiology, screening and management“ am 18.03.2025 anlässlich des EUROGIN 2025 in Porto
Fußnoten:
- (1)
Cooley ME et al. Cancer Epidemiol Biomarkers Prev. 2023; 32(1):91-97. doi: 10.1158/1055-9965.EPI-22-0793
- (2)
Massad LS et al. J Low Genit Tract Dis. 2022; 27(1):97–101. doi: 10.1097/LGT.0000000000000710
- (3)
Gnade C M et al. J Gynecol Obstet Hum Reprod. 2021; 50(7):102040. doi: 10.1016/j.jogoh.2020.102040