Journal Onkologie
Medizin
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DGHO 2025: „außerordentlich breit gefächertes Programm“

Die diesjährige Jahrestagung setzt auf Innovation, Internationalität und interdisziplinären Austausch. „Das Programm ist außerordentlich breit gefächert“, erklärt Kongresspräsident Prof. Dr. Michael Hallek, Köln. „Es reicht von diagnostischen Herausforderungen bei akuten Leukämien und komplexen Fragestellungen rund um Stammzellerkrankungen über die neuesten Entwicklungen in der zellulären Immuntherapie bis zu Fortschritten in der Präzisionsmedizin bei fortgeschrittenen, soliden Tumoren“, ergänzt Prof. Dr. Tim Brümmendorf, Direktor der Klinik für Onkologie, Hämatologie und Stammzell­transplantation an der Universitätsklinik Aachen, ebenfalls Kongresspräsident der Jahrestagung. Neben den Fortschritten in der Wissenschaft werden auch die Herausforderungen in der zukünftigen Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Blut- und Krebserkrankungen im Vordergrund stehen.

Stärkung der Hochleistungsmedizin in der Krankenhausreform

Die gezielte Krebsimmuntherapie u.a. durch CAR-T-Zellen oder die Gentherapie bei angeborenen Blutkrankheiten sind in den letzten Jahren Realität geworden. Sie sind aber bisher nicht in die Planungen zur Krankenhausreform aufgenommen worden. „Es fehlt im Versorgungssystem eine adäquate Abbildung dieser innovativen und hochkomplexen Leistungen“, mahnt Prof. Dr. Andreas Hochhaus, Geschäfts­führender Vorsitzender der DGHO. „Wir erleben in der Hämatologie und Onkologie einen enormen Innovationsschub, der allerdings strukturell nicht abgebildet wird. Die Leistungsgruppe zur Stammzelltransplantation muss um die Gentherapie erweitert werden.“

Fortgeschrittener Krebs als Systemerkrankung

Viele solide Tumoren haben sich zum Zeitpunkt der Diagnose schon im Körper ausgebreitet. Zunehmend wird in diesen Risikosituationen zuerst eine systemische Therapie durchgeführt. „Die optimale Behandlung fortgeschrittener Tumoren verlangt nach einer neuen Versorgungslogik“, so Prof. Dr. Ewald Wöll, Präsident der OeGHO und Ärztlicher Direktor der Abteilung Innere Medizin am Krankenhaus St. Vincenz in Zams. Für die Fachgesellschaften ergibt sich daraus der Auftrag, Versorgungspfade, Qualitätsstandards und Steuerungssysteme mitzugestalten.

Patientennahe Versorgung als Qualitätskriterium

Die wohnortnahe Versorgung von Krebspatient:innen steht im Zentrum moderner onkologischer Versorgungskonzepte – gerade bei chronischen Verläufen, komplexen Therapien und älteren oder multimorbiden Patientengruppen. „Nähe ist kein Komfortmerkmal, sondern ein Qualitätskriterium. Exzellenz muss dort stattfinden, wo die Menschen leben“, unterstreicht Dr. Stefan Greuter, Präsident der SGMO.

Zentrale Instrumente sind hier die Verankerung und Vernetzung von Tumorboards, eine funktionale elektronische Patientenakte sowie der Ausbau telemedizinischer Schnittstellen. Versorgung wird damit zum Verbundsystem aus spezialisierten Zentren, qualifizierten Praxen und digitalen Brücken.

Versorgung neu denken

Die zunehmende Zahl von Krebspatient:innen mit chronischen Verläufen zwingt dazu, Strukturen neu zu denken. Das ist auch eine Chance. Prof. Dr. Michael Hallek fordert: „Patientinnen und Patienten brauchen den wohnortnah tätigen internistischen Hämatologen und Onkologen, der quasi als ‚onkologischer Hausarzt‘ als Behandler ihrer chronischen Krebskrankheit und als Lotse zur Verfügung steht. Er gibt ihnen die notwendige Sicherheit für eine optimale Betreuung in dieser lebensbedrohlichen Situation.“

Die aktuelle politische Diskussion über Reformen im Gesundheitswesen aufgrund der rasch steigenden Kosten bietet auch die Chance, Versorgungsstrukturen in der Onkologie neu zu denken. „Als Fachgesellschaften tragen wir die Verantwortung, die Brücke zwischen Innovation, Struktur und Versorgungspraxis zu schlagen“, hebt Prof. Dr. Andreas Hochhaus hervor. „Dazu gehört auch die Förderung des wissenschaftlichen und klinischen Nachwuchses mit der Teilnahme vieler Studentinnen und Studenten an unserem Jahreskongress.“

Das Stethoskops symbolisiert die Gesundheit der Familie durch die Versorgung in der Hausarztpraxis.

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Quelle:

Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e.V.