Erhöhtes Brustkrebsrisiko nach überstandener Krebserkrankung im Kindesalter
David Meier M.Sc.Frauen, die im Kindesalter eine Krebserkrankung überstanden haben, tragen ein deutlich erhöhtes Risiko, später an Brustkrebs zu erkranken – und daran zu versterben. Das zeigt eine US-amerikanische Studie. Trotz leitliniengerechter Therapie war das Mortalitätsrisiko bei diesen Patientinnen mehr als 3-mal so hoch wie bei Frauen, die erstmals an Brustkrebs erkrankten.
Daten aus der Childhood Cancer Survivor Study
Die Analyse umfasst 431 Frauen, die als Kinder an Krebs erkrankt waren und später ein Mammakarzinom entwickelten. Die Daten stammen aus der nordamerikanischen Childhood Cancer Survivor Study (CCSS). Die Brustkrebsdiagnose erfolgte im Median 24 Jahre nach der ursprünglichen Krebserkrankung, bei einem mittleren Alter von 40 Jahren. Am häufigsten lagen ursprünglich ein Hodgkin-Lymphom (58%), Sarkome (19%) oder Leukämien (11%) vor.
Vorbelastungen durch frühere Krebstherapie
Ein Großteil der Patientinnen hatte bereits im Kindesalter intensive Therapien erhalten: 69% waren thorakal bestrahlt worden, 43% hatten eine Behandlung mit Anthrazyklinen durchlaufen. Bereits vor der Diagnose des Brustkrebses litten 11% an kardiovaskulären Vorerkrankungen. Die späteren Mammakarzinome waren überwiegend invasiv (77%) und wurden früh erkannt (Stadium I/II). 78% der Tumoren waren Hormonrezeptor-positiv, 26% HER2-positiv.
Obwohl 93% der Patientinnen leitliniengerecht behandelt wurden, unterschieden sich die Therapien deutlich von denen bei Patientinnen mit primärem Brustkrebs. Nur 12% erhielten eine Bestrahlung der Brust oder Axilla, während bei 62% eine bilaterale Mastektomie durchgeführt wurde. Eine Chemotherapie kam bei 54% zum Einsatz – meist mit Cyclophosphamid (67%) und Taxanen (66%). Von den Patientinnen mit ER-positivem Tumor erhielten 66% eine antihormonelle Therapie.
Vorbehandlungen beeinflussen Therapiewahl
Die Entscheidung gegen eine Radiotherapie korrelierte mit der in der Kindheit erhaltenen Thoraxbestrahlung. Auch kardiovaskuläre Vorerkrankungen und hohe kumulative Anthrazyklin-Dosen beeinflussten die Therapiewahl. Eine Abweichung von der Standardtherapie war besonders häufig bei Patientinnen mit früherer Anthrazyklinbelastung zu beobachten.
Erhöhte Mortalitätsraten für Frauen mit Krebserkrankungen im Kindesalter
Trotz adäquater Behandlung war die Langzeitprognose für die Frauen, die in ihrer Kindheit eine Krebserkrankung überstanden hatten, deutlich schlechter: Die 15-Jahres-Mortalität lag bei 41% gegenüber 14% bei Frauen mit primärem Brustkrebs. Das entspricht einem 3,5-fach erhöhten Risiko (HR = 3,48). Besonders ausgeprägt war der Unterschied bei in situ-Karzinomen (HR = 9,94), aber auch bei invasiven Tumoren bestand ein signifikant erhöhtes Mortalitätsrisiko (HR = 2,88).
Quelle:Im C. et al. (2025) Treatment, toxicity, and mortality after subsequent breast cancer in female survivors of childhood cancer. Nat Commun 16, 3088 (2025), DOI: 10.1038/s41467-025-58434-w.