Neue S3-Leitlinie zum Schilddrüsenkarzinom: Empfehlungen für Therapie und Nachsorge
Mit der neuen S3-Leitlinie zum Schilddrüsenkarzinom liegen erstmals strukturierte Empfehlungen für alle Phasen der Versorgung vor. Sie soll dazu beitragen, die Diagnostik zu vereinheitlichen, Therapieentscheidungen zu unterstützen und Versorgungsstandards zu verbessern.
Schilddrüsenkarzinome: Seltene Tumorform mit insgesamt guter Prognose
Schilddrüsenkrebs zählt zu den seltenen Krebserkrankungen, tritt aber bei Frauen häufiger auf als bei Männern. Jährlich sind in Deutschland rund 6.000 Neuerkrankungen zu verzeichnen. Die Heilungsaussichten gelten insgesamt als günstig – vorausgesetzt, Tumorart und -stadium lassen eine effektive Therapie zu. In den meisten Fällen wird die Erkrankung früh erkannt, was die Prognose zusätzlich verbessert. Zu den histologischen Subtypen gehören papilläre, follikuläre, medulläre und anaplastische Karzinome. Am häufigsten ist die papilläre Form, die etwa zwei Drittel der Fälle ausmacht.
Für die chirurgische Behandlung werden erfahrene Zentren empfohlen
Im Mittelpunkt der Behandlung steht die chirurgische Entfernung des Tumors, idealerweise in kurativer Absicht. Häufig erfolgt eine vollständige Entfernung der Schilddrüse. Die neue S3-Leitlinie differenziert jedoch und gibt auch Empfehlungen für Situationen, in denen ein weniger ausgedehnter Eingriff ausreicht. Besonders bei jungen Patient:innen wird eine Versorgung in spezialisierten Zentren mit hoher operativer Fallzahl empfohlen. Auch bei Erwachsenen sollte geprüft werden, ob die Behandlung in einem zertifizierten Zentrum sinnvoll ist. Hintergrund ist der nachgewiesene Zusammenhang zwischen Eingriffszahl und Ergebnisqualität: Mit steigender Erfahrung sinkt das Risiko für Komplikationen, während die Wahrscheinlichkeit einer vollständigen Tumorresektion steigt.
Therapie und Nachsorge richten sich nach Karzinomtyp und Verlaufsrisiko
Die S3-Leitlinie enthält differenzierte Empfehlungen zur Behandlung verschiedener Subtypen des Schilddrüsenkarzinoms, darunter papilläre, follikuläre und onkozytäre Formen. Für Karzinome, die Iod aufnehmen, kann eine Radioiodtherapie zum Einsatz kommen – je nach Situation als Ergänzung zur Operation, zur Heilung oder im palliativen Kontext zur Symptomkontrolle. Ein eigenes Kapitel der Leitlinie beleuchtet, wann diese Therapieoption sinnvoll ist – und wann ihr Einsatz keinen therapeutischen Mehrwert bietet.
Auch die Nachsorge erhält breiten Raum: Für differenzierte Schilddrüsenkarzinome wird ein Zeitraum von mindestens zehn Jahren empfohlen. Hintergrund ist das potenzielle Risiko später auftretender Fernmetastasen oder Lokalrezidive. Die Halssonographie gilt dabei als zentrale, nicht invasive Untersuchungsmethode. Da Rückfälle überwiegend innerhalb der ersten fünf Jahre festgestellt werden, sollten die Kontrollen in diesem Zeitraum halbjährlich erfolgen; ab dem sechsten Jahr wird ein jährliches Intervall empfohlen.
Für seltene Varianten gelten spezifische Empfehlungen
Etwa 5% der Schilddrüsenkarzinome entfallen auf das medulläre Karzinom. Es geht aus den C-Zellen der Schilddrüse hervor, die Calcitonin produzieren. Da dieser Tumortyp kein Iod aufnimmt, ist eine Radioiodtherapie ausgeschlossen. Eine Heilung ist nur operativ möglich, die Prognose gilt insgesamt als vergleichsweise günstig. Deutlich aggressiver verläuft das anaplastische Schilddrüsenkarzinom. Es entwickelt sich meist rasch und verursacht früh Symptome wie eine schmerzlose Halsverdickung, Heiserkeit oder Schluckbeschwerden. Aufgrund der Dynamik des Krankheitsverlaufs empfiehlt die Leitlinie ein schnelles und strukturiertes Vorgehen in allen Therapiephasen.
Beide seltenen Karzinomformen werden in der neuen S3-Leitlinie jeweils in eigenen Kapiteln behandelt – mit spezifischen Hinweisen zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge.
Die neue S3-Leitlinie ist auf dieser Webseite abrufbar: https://hub.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinie/schilddruesenkarzinom
Zudem sind die Inhalte in der kostenfreien Leitlinien-App integriert. Weitere Informationen unter: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/app
Quelle:Deutsche Krebsgesellschaft e.V.